Vielleicht ist schon der Begriff falsch. Weil es ein Oben und Unten gibt. Was wäre ein besseres Wort für die Betreuung sterbender Menschen? Betreuung selbst? Weil Treue darin steckt. Die es braucht, um einen manchmal langen, aber stets mühevollen Weg mitzugehen.
Ich habe sieben Monate lang Pflege in einen Kreuzberger Seniorenheim erlebt. Ich bin ernüchtert bis auf den Grund. Und schlimmer. Ich würde am liebsten endlos lamentieren. Den Kopf schütteln. Die Augen verdrehen. Hilft aber nicht. Nicht mal mir.
Was passiert da, frage ich mich. Warum schauen wir in Abgründe? Es kann doch nicht nur am Geld liegen?
Als „Angehörige“ war ich motiviert, mitzutun. Das ist natürlich nicht vorgesehen. Heimpflege ist intern koordiniert. Außenstehende stören eher. Ich kann das sogar verstehen. Aber hier stehen sich gleich schon alle im Weg. Ich kann Dinge tun und damit Personal entlasten. Dafür müsste man miteinander sprechen. Das ist überhaupt nicht vorgesehen. Und frustriert vermutlich alle Seiten.
Wenn ich zum Beispiel Lieblingsspeisen mitbringe, was ich als zusätzliche Betreuung verstehe, gehen die Pflegenden davon aus, dass ich die Mahlzeiten übernehme. Was ich natürlich nicht kann. Und bei dem stolzen Preis von 5.200 Euro im Monat auch nicht bereit bin zu leisten. „Ihr Vater hat keine Suppe mehr“ heißt es da, und ich frage mich, wie man einem alten Mann das Abendessen verweigern kann, wenn ich nicht mit seiner Lieblingssuppe angesprungen komme. Alleine schon der verdrießlich-maulende Unterton.
Nein. Ich will nicht lamentieren. Aber hier zeigt sich ein Punkt, der so rätselhaft wie überflüssig ist. Vermutlich wäre es sinnvoll, Angehörige und Pflegende ins Gespräch zu bringen. Aber das ist keine Leistung, die abgerechnet werden kann. Manche Heime bieten monatlich zumindest kurze Sprechzeiten für Angehörige. Damit sie von außen zumindest die aktuelle Lage besser einschätzen können.
Es reicht nicht, den Pflegenden die Schuld zuzuschieben. Was läuft falsch? Was können wir tun, damit es besser wird. Nur dafür sorgen, dass man selbst nicht in die Gefahr gerät, ins Heim zu kommen? Habt Ihr Erfahrungen oder Ideen? Mehr Ehrenamt? Mehr Aufklärung, bzw. Gespräche darüber, wie wir selbst alt werden wollen. Und damit natürlich auch die unangenehme Auseinandersetzung damit, das eigene Altern einzugestehen. Fängt es hier eigentlich schon an? Das wir denken, das sei alles nicht unser Bier, bis wir selbst dran sind?